Murder’s in the Heir

Verdächtig gute Aufführung der English Drama Group

Whodunit? - Alle sind Verdächtige, doch wer hat Simon Starkweather III wirklich auf dem Gewissen? Im Stück "Murder's in the Heir" hat der sehr reiche, aber äußerst unangenehme Starkweather eben noch seine Familie und Angestellten in sein Herrenhaus versammelt und dort verkündet: Keiner von ihnen werde sein Vermögen erben. Hierbei gab Tomer Kardashenko den im Rollstuhl sitzenden und an einer Infusion hängenden alten Herrn sehr überzeugend und teilte den Versammelten mit, dass er sein Geld selbst benötige, weil er sich klonen lassen wolle. Der Schock darüber wurde bei allen Schauspielern gut ersichtlich, nur die begriffsstutzige Fiona Starkweather (gespielt von Beatriz Spasov, die in ihrer Rolle ganz aufging) verstand wieder einmal überhaupt nichts und musste sich das Ganze erst einmal von ihrem Sohn Jordan („a playboy“-perfekt dargestellt von Julia Hertweck) erklären lassen. Anschließend begann eine mörderisch finstere Nacht. Hier wurde es jedoch für die Zuschauer immer heiterer, weil nun wirklich alle Angehörigen und Bediensteten nach und nach mit einer mordtauglichen Waffe oder einem passenden Motiv auf die Bühne kamen, weshalb es dem Publikum auch großen Spaß bereitete, anschließend per Stimmzettel anzukreuzen, wer der oder die TäterIn gewesen sein könnte.

Das Pfiffige an dem Stück war, dass bereits die Rahmenhandlung klarmachte, dass die Abstimmung des Publikums den Spielausgang tatsächlich beeinflussen würde. Denn die von Isabella Ruggeri herrlich naiv und nervig gespielte Regisseurin Jean Culpepper gab schon im Prolog gegenüber den wirklich kritischen Theaterkritikerinnen (Finja Lederer, Shaksi Kumar und Elisabeth Supp) zu verstehen, dass sie das Ende des Stücks nicht mehr fertigbekommen habe. Daher werde sie den Ausgang des Stücks entsprechend den Wünschen anpassen.

So kam es, dass in jeder der drei Vorstellungen ein anderer Täter bestimmt wurde und dieser dann nach weiteren Verwicklungen von Emily Weber als selbst -und textsichere Privatdetektivin Jane Davis überführt wurde. Daniela Schwabauer (die Haushälterin des Verstorbenen, die selten ein Blatt vor den Mund nahm) erklärte in einem Gespräch nach der Aufführung, dass dieses für alle überraschende Ende ein besonderer Kick für die ganze English-Drama Group gewesen sei.

Sound und Licht (Technik-AG unter der Leitung von Stefan Zimmer) dienten vor allem zur perfekten Untermalung des Starkweather-tauglichen Unwetters, das an vielen Stellen die Handlung spiegelte. Das geschickt perspektivisch angelegte Bühnenbild (BK-AG unter der Leitung von Adina Köhler) unterstrich die liebevoll und detailreich gestaltete Regieführung der AG-Directors Julia Makowiecki und Ralf Lehnert.

Susanne Treiber